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Zur Geschichte des historischen Ortes

Nachdem das Renaissanceschloss Lichtenburg bereits von 1812 bis 1928 als Strafanstalt diente und damit die baulichen Voraussetzungen für die Unterbringung von Gefangenen geschaffen worden waren, ordnete der Merseburger Regierungspräsident im Frühjahr 1933 die Verlegung von Gefangenen in die Lichtenburg an. Am 12. Juni 1933 trafen die ersten männlichen „Schutzhäftlinge“ im Schloss ein.

Zunächst als „Sammellager“ für politische Gegner des Regimes eingerichtet, wurde das KZ Lichtenburg im Oktober 1933 als staatliches Konzentrationslager in Preußen bestätigt. Im Zuge einer Reorganisation des KZ-Systems und der damit einhergehenden schrittweisen Übernahme durch die SS überdauerte es die Frühphase des NS-Staates und nahm fortan eine Schlüsselposition im System der Konzentrationslager ein. Mit der ab Sommer 1936 beginnenden Errichtung von Barackenlagern, die einen neue Stufe in der Entwicklungsgeschichte des KZ-Systems markieren, wurde das Männer-KZ Lichtenburg schließlich aufgelöst: Die letzten verbliebenen Häftlinge wurden im August 1937 in das KZ Buchenwald verlegt. 

Noch vor ihrem Abtransport hatten sie jedoch damit begonnen, eine Neubelegung des Schlosses vorzubereiten. Innerhalb der Inspektion der Konzentrationslager (IKL), einer ab 1934 agierenden Verwaltungszentrale der SS, intensivierten sich im Herbst 1937 die Bemühungen, ein zentrales Frauen-KZ im Schloss Lichtenburg einzurichten. Zwischen Dezember 1937 und März 1938 wurden die weiblichen Gefangenen der Schutzhaftabteilung des Provinzialwerkhauses Moringen in das KZ Lichtenburg verlegt, das damit zum ersten zentralen Frauenkonzentrationslager für das gesamte Reichsgebiet unter der Leitung der IKL werden sollte. Im Mai 1939 erfolgte die Auflösung des Frauen-KZ Lichtenburg mit der Verlegung der Häftlinge sowie Teilen des Lagerpersonals in das KZ Ravensbrück. 

In der Folgezeit diente das Schloss Lichtenburg zunächst als SS-Kaserne, später als SS-Versorgungslager und SS-Hauptzeugamt. Von September 1941 bis zum Kriegsende war im Schloss ein KZ-Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen untergebracht.

Damit besitzt der Schlosskomplex Lichtenburg eine KZ-Geschichte, die nahezu die gesamte Zeitspanne nationalsozialistischer Herrschaft umfasst. Mehr als 10.000 Menschen waren zwischen 1933 und 1945 in der Lichtenburg inhaftiert, weil sie aus politischen, „rassischen“, religiösen und sozialhygienischen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung sowie als  „asozial“ Stigmatisierte verfolgt wurden.